Keuschheitsgürtel
Ein Gedicht von
Heinz Säring
Die Ritter einst, in großen Schlachten, -
dass ihre Fraun nicht sonstwas machten,
da wurden sie in Stahl verstaut,
ein Schlosser hat das Schloss gebaut.
Nicht eingesperrt, - das wär zu dumm,
nur ganz intim, so untenrum!
Der Einfall aus 'nem Fürstenhirne,
(viel war da halt nicht in der Birne).
Die Muschi hinter Schloss und Riegel, -
so glaubt' er, hat er sie am Zügel.
Damit kein Sänger sie verleite, -
so'n Lümmel von der Vogelweide!
Der Schlosser, wie ihn Gott erschuf,
war ein besonderer Beruf, -
denn schließlich war er auch ein Mann,
der nicht bloß Schlüssel feilen kann.
Wie man sich denken kann, er hatt'
zur Sicherheit ein Duplikat.
Was ist nicht alles schon geschehn?
Ein Schlüssel kann verlorengehn!
Jedoch war die Versuchung groß, -
die schöne Chance zu ihrem Schoß!
So gabs auch manchen "Edlen" da,
der einem Schlosser ähnlich sah.
Der Ritter, siegreich, voller Glück,
kommt heute früher schon zurück.
Er hört im Schlafsaal ein Geräusch,
der Keuschheitsgürtel, der war keusch,
denn als der Herr die beiden fand,
da hing der Gürtel an der Wand.
Der Schlosser hat sein junges Leben
für Kunigunde hingegeben.
Er nahm auf sich die ganze Schuld,
die Frau blieb in des Ritters Huld.
Zu spät sah es der Bursche ein:
Manch' Job kann sehr gefährlich sein.