Goethe und Schiller in Weimar
Ein Gedicht von
Heinz Säring
Wer Goethe, Schiller wirklich sehr verehrt,
für den ist Weimar eine Reise wert
Doch, wen man so durch Reisen alles kennt, -
da traf ich einen, der sich "Dichter" nennt.
Das echte Dichterpaar, man kann sie sehn,
wie sie zusammen auf dem Sockel stehn,
doch ob sie damals vor zweihundert Jahren
auch wirklich solche dicken Freunde waren?
Der Goethe, Wohlstandsbürger und gesund,
der Schiller war da nur ein armer Hund.
Ja, was den Geist betrifft, das war schon so:
Sie waren beide Meister, Weltniveau.
Wir haben vorm Theater sie gesehn,
dann warn wir dort, wo jetzt die Särge stehn.
Der alte Friedhof, Bäume, gute Luft,
die Särge drinnen in der Fürstengruft.
In Schillers Sarg, da fehlen die Gebeine,
die drinnen lagen, waren gar nicht seine.
Wir bildeten uns lang vergeblich ein,
wo Schiller draufsteht, müsst er drinnen sein.
Vergleich mit Schillers Schwestern - DNA,
es passte alles nicht zusammen da.
Man sollte auch nicht weiter darauf pochen,
wir haben ja sein Werk, wozu die Knochen?
Mein "Dichterfreund", der las nun mit Gewicht
sein neues "Werk", er nennt es halt Gedicht,
Er schwärmt von Ewigkeiten, von Äonen
und von Gefilden, wo die Götter wohnen.
Man könnte ihn nun freilich noch so drängen, -
er lässt sich enfach nicht "in Formen zwängen!"
Vielleicht, er möchte schon ganz gern , jedoch, -
die Trauben hängen wohl ein Stück zu hoch.
Der Schiller hat es gut, sein Sarg ist leer,
nur über Goethe fällt der "Dichter" her,
was muss der über sich ergehen lassen!
Es ist für unsereins schon schwer zu fassen.
Den toten Goethe hat es wohl erschreckt,
selbst noch die Knochen aus dem Schlaf erweckt.
Der "Dichter" hatte sich hier schlecht benommen,
so nahe an die Gruft heranzukommen.
Ja dort in Weimar in der Fürstengruft,
es war, wie wenn hier wer um Hilfe ruft.
Und ein Gerumpel, was ich da vernahm, -
weil wohl dem Goethe etwas nicht bekam.
Auch ein Skelett liegt rücklings, - ist der Brauch, -
ich glaub der Dichter liegt jetzt auf dem Bauch.