Ein Königreich für ein Blatt Papier
Ein Gedicht von
Heinz Säring
Ein Knabe läuft durch einen Wald,
er ist so zehn, elf Jahre alt,
sieht Has' und Reh und ist allein,
da fall'n ihm schöne Verse ein.
Und wie das meistens dann so ist,
dass man das Beste schnell vergisst,
drum möcht'er nicht viel Zeit verlieren
und alles auf Papier notieren.
Wie leicht gerät man da in Not -
man kennt das schon von Eugen Roth.
'nen Bleistift hat er grad noch hier,
doch nicht das kleinste Stück Papier!
Er ist noch scharf am Überlegen,
da kommt ihm eine Frau entgegen.
Die Frau sieht nett und freundlich aus,
drum kommt es mutig aus ihm raus:
"Da ich sie eben treffe hier:
ich braucht' so sehr ein Stück Papier!"
Sie wär zur Hilfe gern bereit,
doch hat sie keins, es tut ihr leid.
Bedauernd spricht sie zu dem Knaben:
"Du wirst es sicher eilig haben,
drum wollen wir den Spaß beenden -
ich musst' heut auch schon Gras verwenden!"