Die Meise
Ein Gedicht von
Heinz Säring
Limericks
frei nach Wilhelm Busch
Die Nichte Auguste war fair, -
ihr Onkel, der weiß ja viel mehr.
Sie lässt sich in Ehren
ganz gerne belehren.
Doch er übertreibt es so sehr.
Am nettesten findet er Meisen,
er kann sich für sie fast zerreißen.
Er schildert dem Kind
wie reizend sie sind,
er bringt sich noch um, sie zu preisen.
"Die Meise, wie nützlich sie ist,
die Larven von Käfern sie frisst.
Hübsch schwarz, weiß, gelb, blau,
sie ist auch sehr schlau,
das Singen sie auch nicht vergisst."
Zum Martinstag, da ist es Sitte,
'ne Gans, wer das Geld hat, na bitte,
ein knuspriger Braten,
der kann doch nicht schaden.
Wo ist wer, der dieses bestritte?"
Der Onkel, der wohlhabend war,
bezahlt eine fette in bar.
Die kam unters Messer,
gerupft wird sie besser, -
man hängt sie ins Freie, na klar.
Die Gans ist gereift, fast zwei Wochen . . .
doch nun sind es nur noch die Knochen!
Das Tier, welch ein Graus
sieht fürchterlich aus,
kaum wert noch, 'ne Suppe zu kochen.
Sie hing dort am Giebel vom Haus,
dahin ging kein Fenster hinaus. -
Die Meisen, gemütlich,
die taten sich gütlich
und hielten dort Martinsgans-Schmaus.
Besuchten sie täglich paar mal,
ob reif, das war ihnen egal.
Der Onkel, verdrießlich,
bestätigt es schließlich.
Verdammt! War die Sache fatal!
Die Meisen, die immer so nett,
die waren jetzt auffällig fett!
Von wegen, sie loben, -
jetzt könnte er toben!
Er blieb zu Martini im Bett.
Die Nichte, die freute sich echt:
"Die Meisen sind wirklich nicht schlecht,
sie machen uns Mut,
sind nützlich und gut, -
da hattest du wieder mal Recht!