Das Rendezvous

Ein Gedicht von Heinz Säring
Freust dich auf das Stelldichein,
punkt um sechse sollt es sein.
Du denkst sicher gehn, naja,
und bist schon um fünfe da.

Ach, wie schlecht die Zeit vergeht,
wenn man da alleine steht!
Hast wohl etwas übertrieben,
wartest auch noch um halb sieben.

Tröstend sagst du dir: Genau -
sie ist schließlich eine Frau,
macht sich doch für dich nur fein,
da klappts nicht mit pünktlich sein!

Denn um sieben merkst du ja:
Sie ist immer noch nicht da.
Na, wo bleibst du bloß Marianne?
Klar, die S-Bahn hat 'ne Panne!

Schließlich leidet sie am meisten.
Taxi kann sie sich nicht leisten.
Zwischendurch ist es um acht.
und es wird schon langsam Nacht.

In der Hand der Blumenstrauß,
der sieht auch schon traurig aus.
Ist sie um halb neun nicht da,
wird's wohl heute nichts. Naja,

wart ich halt noch bis um neun,
und um zehne geh ich heim.
Einen Trost gibts Gott sei Dank:
Vielleicht ist sie ja nur krank.

Bloß zu feig, um "nein" zu sagen,
wär am schwersten zu ertragen.

Informationen zum Gedicht: Das Rendezvous

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26.09.2011
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