Bin ich Mädchen oder Junge - Teil IV

Ein Gedicht von Heinz Säring
Der Doc: Es wär gut, wenn sie niemals erfahr,
dass sie nicht ein Mädchen von Anfang an war.
Er wolle -sie würdens bestimmt nicht bereuen -
die Brenda und Brian auch weiter betreuen.

Drum bringe man sie etwa einmal im Jahre
zu ihm, dass er stets die Entwicklung erfahre.
Die Informationen noch mehr zu verdichten,
da soll ihm Janet zwischendurch noch berichten.

Vorm 2. Geburtstag, da zieht sie ihr dann
erstmalig ein sehr hübsches Kleidchen nun an.
Dem Kind ist die Sache am Anfang schon dumm,
sie zerrt und zupft bös an dem Kleidchen herum.

Die Haare, die sind ja inzwischen gewachsen -,
Ein bildhübsches Mädchen, ganz ohne zu flachsen
Die Mutter, die redet sich immerhin ein,
sie wird sich bald freuen, ein Mädchen zu sein.

Doch Puppen und Kleidchen, die mochte sie nicht,
sie war sehr auf Spielzeug vom Bruder erpicht.
Der war zwar der Junge, doch Brenda dagegen,
die war ihm im Kampfe total überlegen.

Und wenn sie sich kampelten, weil sie sich stritten,
da hat nun der Brian schon tüchtig gelitten.
Es ging noch am Anfang, da waren sie zwei,
doch bald warn auch andere Kinder dabei.

Ward Brian geschlagen, braucht sie nur auftauchen,
da scheut sie sich nicht, ihre Fäuste zu brauchen.
Sie rettet den Bruder, als wärs ihre Pflicht,
den anderen Kindern gefällt's aber nicht.


Damit das Int'resse aufs Nähen man lenkt,
bekam sie 'ne Spiel-Nähmaschine geschenkt.
Sie musste nur erst mal an Werkzeug ran kommen,
da wurde das Ding auseinander genommen.

Das hat ihr gefallen, das fand sie sehr schön,
doch nicht damit alberne Tücher zu nähn.
Sie musste doch sehen, wie das funktioniert,
das Nähen hat sie aber nicht int'ressiert.

Die Zwillinge fandens beizeiten beschissen,
dass sie immer wieder zum Doktor hin müssen.
Und wurden sie nach Baltimore gebracht,
das hat sie sehr bald schon sehr ängstlich gemacht.

Es wurden dort immer viel Fragen gestellt,
zum Beispiel, was ihnen für Spielzeug gefällt.
Ob sie sich auch streiten und schlagen zur Frist,
und wer von den Beiden der Anführer ist.

Und wie sie mit Jungen und Mädchen sich fühlen,
und ob sie auch manchmal Familie spielen,
und wie das ist. wenn sie pipi machen gehn,
und wie sie so zwischen den Beinen aussehn.

Der Doktor verlangte auch Sachen von ihnen,
die widerlich waren und seltsam erschienen.
Sie klagten auch nicht ihren Eltern ihr Leid,
sie glaubten ganz einfach, die wissen Bescheid!

Nicht etwa ein Missbrauch war seine Bemühung,
er meinte, das wäre Geschlechtererziehung.
Sexspiel unter Kindern sei gar nicht obszön,
er hab es im Norden Australiens gesehn.

Informationen zum Gedicht: Bin ich Mädchen oder Junge - Teil IV

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20.07.2011
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