Als ich um Hasenöl geschickt wurde - Teil 1
Ein Gedicht von
Heinz Säring
frei nach Peter Rosegger
Teil 1
Es war so um Pfingsten - die Sache war dumm -,
da stand noch ein Kübel mit Schweinsfett herum.
Die Mutter, die hatte es stehen gelassen,
sie dachte, der Vater braucht Geld in die Kassen,
er will es verkaufen an anderen Orten,-
und darüber war das Fett ranzig geworden.
Und unsere Knechte verzogens Gesicht. -
"Nee, Schmeere fürn Schuster, die essen wir nicht."
Auguste, die war zwar auf zwei Augen blind,
doch sah sie gleich klar, sie war klug, wie ein Kind:
"Das schafft ihr am besten nach Kindberg nächst' Woch,
in die Apotheke, die nehmen das noch."
Ich, mit den 12 Jahren, ich ward ausersehen,
am Anfang der Woche nach Kindberg zu gehen.
Zu Haus lebt' ein Weber, ein trauriger Tropf,
der hatte es irgendwie wohl mit dem Kopf, -
damit ihm nicht ständig die Kopfschmerzen bleiben,
da soll er die Schläfen mit Hasenöl reiben.
"Und", sagte er, "krieg ich das etwa beim Bäcker?"
"Nein, aber in Kindberg, bei dem Apotheker."
Und wenn ich das Schweinefett hintrage morgen,
da kann ich das Hasenöl auch mit besorgen.
Ich kannte als Öl Raps und Lein, wenn man will, -
Vom Hasen? Ich weiß nicht, ich war lieber still.
Dann kam ich nach Kindberg, doch leider man spricht:
"Nein, Schweinsfett, im Augenblick brauchen wirs nicht."
"Was kann ich jetz machen?" Er schmunzelte schön,
ich solle doch damit nach Bruck runter gehn. ---
Und weil man sich manchmal schon umgehört hat,
da wusste ich, Bruck war ne richtige Stadt!
Es hatte ein Handwerksgeselle erzählt,
Paris, Wien und Bruck sind die größten der Welt.
In Bruck auf dem Marktplatz , ja ganz ohne Spaß,
ein eiserner Brunnen, ein Weltwunder, das!
Der Weg nahm kein Ende, ich musste ihn gehn,
doch schon, um den eisernen Brunnen zu sehn!
Dann kam die Enttäuschung, wie dumpfes Gewitter,
es war nur ein rostiges eisernes Gitter,
ansonsten wars nur ganz gewöhnliches Nass, -
kein flüssiges Eisen, bloß Wasser war das!
Dafür hatte ich mich solange geschunden, -
doch dann hab ich die Apotheke gefunden!