Alkoholprobleme
Ein Gedicht von
Heinz Säring
"Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren."
Eine lustige Runde, wer will sie verdammen?
"So jung kommen wir ja nie wieder zusammen."
Solch' und ähnliche Sprüche sind weithin beliebt,
so dass man Beschwipsten auch gerne vergibt.
Trinkt einer nicht mit, was man immer entdeckt,
wird er von den anderen meistens geneckt.
Was einer für Gründe hat, völlig egal,
man tut so, als wäre grad der nicht normal.
Nicht zu jeder Zeit und nicht in jedem Falle
schmeckt jedem das Gleiche, gilt eines für alle.
Doch soll es ja ab und an Anlässe geben,
bei denen fast alle die Gläser erheben.
Das hat fast ein jeder schon selber erlebt,
dass Alkohol freudig die Stimmung anhebt.
Wer hätt' was dagegen, solange er sieht,
dass solche Belustigung selten geschieht.
Doch guckt jemand jahrelang öfter ins Glas,
da kommt mal der Zeitpunkt, da endet der Spaß!
Das ist sicher dann - um es einfach zu fassen -,
wenn man's nicht mehr will, aber kann es nicht lassen.
Für den ist der Alkohol dann ein Problem,
geeignet, um daran zugrunde zu gehn.
Man gesteht sich das meistens erst selber nicht ein,
dass niemand was merkt, trinkt man lieber allein.
Die Meisten, die denken, ich tu ihm nicht weh
und tun lieber so, als wär alles oke.
Man sagt es dir nicht gerne frei ins Gesicht
und du glaubst dann wirklich, sie merken es nicht.
Nur wirkliche Freunde - meist wenig begehrt -,
die sagen auch das, was man nicht gerne hört.
"Man wird doch wohl einmal ein Bier trinken können!"
Fang nicht mehr so an, denn du wirst dich verrennen.
Dann wird das Problem - und das ist doch nichts wert -
nur jedesmal neu untern Teppich gekehrt.
Drum mach dir nichts vor, es bringt doch nichts ein,
selbst gegen sich selber nicht ehrlich zu sein!
Der ist zu bedauern, der nie daran denkt:
Das Leben, das wird uns nur einmal geschenkt.
Drum raffe dich auf zu dem großen Entschluss,
je früher, je besser. Was sein muss, das muss!
Lass endlich dir helfen, du schaffst's nicht allein.
Viel besser, als ewig ein Sklave zu sein!
Heinz Säring