Der erste Anblick

Ein Gedicht von Heinrich Baumgarten
Ja, es ist Herbst.
Herr, ist es Zeit?
Nein, nicht für dich.
Du Baum ohne Blätter
bist tot.

Kannst nicht mehr werfen
mit deinen Blättern.
Tatest es früher
wohl pflichtgemäß.

Stehst jetzt noch da
mit weitem Geäst.
Man ließ dich stehen.
Wie gut.
Ich seh deine Narben,
ich nehme sie auf.
Ich nehme sie an
wie meine eignen
und schau dich an.

Hat deine Borke
alles gesehn?
Sind deine Bilder
für uns zu verstehn?
Dürfen wir raten,
was du gemeint?
Wir stehn am Grabe,
das du für dich
aufrecht stehend
gestaltest.

Heinrich Baumgarten

Informationen zum Gedicht: Der erste Anblick

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07.09.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Heinrich Baumgarten) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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