Die Briefmarke

Ein Gedicht von Heiner Hessel
Karl-Wilhelm kam zur Post gelaufen
und wollte eine Marke kaufen.
Der Postbeamte hinter’m Schalter,
das war ein ganz gewitzter Alter.
Als der ihm gleich den Preis auch nennt
von fünfundachtzig Eurocent,
gab er Karl-Wilhelm mit `nem Grinsen
die Marke und bekam die Münzen.

Karl-Wilhelm dreht die Marke um,
dann dreht er sie verkehrt herum.
Und schließlich tat sich dann ergeben,
sie ist mit Spucke aufzukleben.
Dem Jungen macht es richtig Spaß,
er macht die Briefmark‘ kräftig nass
drückt sie ganz eilig auf’s Kuvert,
doch leider prompt auch noch verkehrt.

Karl-Wilhelm staunt – oh weh oh Wunder,
da fällt die Marke wieder runter.
Er denkt, das ist mir jetzt egal,
ich kleb‘ sie halt ein zweites Mal.
Und wieder schleckt der Bub ganz munter
die Briefmark‘ einmal rauf und runter,
auf dass sie diesmal richtig hält
und nicht erneut herunter fällt.

Gesagt getan, er kann nur hoffen;
doch wiederum ergebnisoffen.
Da hilft kein Walten und nicht schalten,
die Marke wollt‘ partout nicht halten.
Geduld ist alles, doch oh Graus,
Karl-Wilhelm ging die Spucke aus.

Da platzt Karl-Wilhelm doch der Kragen,
will sich beim Postmann schon beklagen.
Doch der grinst nur in sich hinein
und meint: „Karl-Wilhelm lass‘ es sein.
Du wirst schon seh’n – aus meiner Sicht
gelingt die Schleckerei dir nicht.
Ich sage dir ganz ungeniert,
das haben schon Zehn vor dir probiert!“

Informationen zum Gedicht: Die Briefmarke

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12.03.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Heiner Hessel) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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