Des Schwaben schönstes Abendrot
Ein Gedicht von
Heiner Hessel
So mancher trinkt beim Sonnenschein
schon mittags gern ein Gläschen Wein.
Doch ist es mittags hell und heiß,
dann trinkt man eben besser weiß.
Am Nachmittag da trinkt man eh‘
wohl gern ein kühles Glas Rose`.
Nur ein Banause weiß es nicht:
„Der Wein entspricht dem Tageslicht!“
Der Spanier hat uns das gelehrt,
dass man den Wein nur dann verzehrt,
wenn Licht und Farb‘ identisch sind;
das weiß dort schon ein jedes Kind.
Der Schwabe baut sich Eselsbrücken,
- um das mal einfach auszudrücken.
Fließt mittags von der Stirn der Schweiß,
dann trinkt der Schwabe eben weiß.
Um vier Uhr mäht er dann den Klee,
dann löscht den Durst er mit Rose`,
sofern die Frau es ihm erlaubt
und ihm nicht jede Hoffnung raubt.
Am Abend geht die Sonne unter,
dann wird der Schwabe richtig munter.
Er trinkt gern Wein – und das ist klug,
denn davon hat er ja genug.
Dass er die richt’ge Farbe wählt
hat man uns folgendes erzählt:
Er trinkt zu seinem Abendbrot
des Schwaben „schönstes Abendrot“.