Das Gleiche ist noch lange nicht dasselbe

Ein Gedicht von Heiner Hessel
Dem Mensch mag es oft gar nicht glücken,
sich stets präzise auszudrücken,
weil er grammatisch „gleich“ nicht dann
vom „Selben“ unterscheiden kann.

Dabei wär’ Jenes nicht so schwer,
wenn Selbiges“ das „Gleiche“ wär’.
Den Unterschied klar zu erkennen,
sei hier ein Beispiel mal zu nennen:

Du fährst auf deinem gelben Rad,
das Oma dir gesponsert hat.
Jedoch du fährst nicht ganz allein,
dein Bruderherz wird bei dir sein.

Aus Sympathie hat in der Tat
dein Bruder auch ein gelbes Rad;
abbildgenau bis zu der Speiche
hat jetzt dein Bruderherz das „gleiche“.

Doch leider wird es euch verpatzt,
weil Bruderherzen’s Schlauch geplatzt.
Zwar kann dein Bruder es kaum fassen,
doch muss das Rad er stehen lassen.

Da euer Heimweg viel zu weit,
fahrt ihr auf deinem Rad zu zweit.
Nun fahrt ihr heimwärts auf dem gelben
Fahrrad – nämlich auf dem „selben“!

Kannst du das Beispiel jetzt kapieren,
dann wirst du dich nicht mehr blamieren.
Du bist grammatisch nun immun
und wirst dich auch nicht mehr vertun.

Drum merke: Auch vom Ei das Gelbe,
ist in der Regel nur „dasselbe“,
jedoch sind Dotter mal zu zwei’n,
dann können’s nur die „gleichen „ sein!

Informationen zum Gedicht: Das Gleiche ist noch lange nicht dasselbe

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11.03.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Heiner Hessel) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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