Alzheimer lässt grüßen
Ein Gedicht von
Heiner Hessel
Unsereiner oftmals klagt,
wenn er - wie ich - schon recht betagt,
und grübelt manchmal wie besessen,
weil er schon wieder was vergessen.
Der Alltag zieht an ihm vorbei,
und nachmittags so gegen drei,
da fällt ihm ein - doch immerhin,
um elf Uhr war sein Arzttermin.
Geht auf den Markt zum Beerenkauf,
setzt sie als Marmelade auf
und geht derweil "nur kurz" ins Bad....
schad!
Dann will er noch die Zeitung lesen,
war schon im Treppenhaus gewesen,
noch eh' das Postfach er erreicht,
ihn die Vergesslichkeit beschleicht.
Dann sucht er krampfhaft seine Brille,
die hat bestimmt die Ilsebille
mal wieder weggeräumt - das Aas,
dabei sitzt sie auf seiner Nas'.
Die Ilsebill ist gerne schön,
sitz beim Friseur unter dem Föhn,
Er soll sie holen dann sofort,
doch leider sitzt sie heut noch dort.
So tut er manches Ding vergeigen,
vom Hochzeitstage ganz zu schweigen.
Der letzte Sex mit seiner Frau,
den weiß er auch nicht mehr genau.
Vor Kurzem ist ihm auch passiert,
als er mal aus dem Haus marschiert,
dass er noch Hausschuh' an den Füßen,
Alzheimer lässt halt eben grüßen!
Mag es auch Kummer oft bereiten,
es hat auch seine guten Seiten.
Alzheimer tut - wie ich es seh':
dem alten Herrn gottlob nicht weh.