Haupt(sache)Haar
Ein Gedicht von
Heidi Geiberger
Als er noch ein Jüngling war,
trug er schwarz gelocktes Haar,
niemals dachte er daran,
dass sich dies mal ändern kann.
Jeden Morgen vor dem Spiegel,
bürstet er es mit dem Striegel,
dass es Wohlgefallen fände,
wenn es fällt in Frauenhände.
Eines Tages, welch ein Graus,
riss ein Weib ein Haar ihm aus
und ließ ihn teuflisch grinsend wissen,
sie hat ein ‚graues’ ausgerissen.
Er sah es an mit viel Verachtung,
fühlt wie ein Rind sich vor der Schlachtung
und sieht im Geiste sich schon weiß,
grad wie ein alter Tattergreis.
Nachdem das erste graue Haar,
nun seinem Schopf entrissen war,
nahm das Schicksal seinen Lauf
wieder ohne graues auf.
Es dauerte jedoch nicht lange,
da wurde es ihm angst und bange,
die Grauen wuchsen ungeniert,
bis seine Haarpracht war meliert.
Langsam gingen noch, oh Schreck,
rechts und links die Ecken weg,
die man, wie es jeder kennt,
auch Geheimratsecken nennt.
Inzwischen ist er ganz ergraut
und hat den alten Schreck verdaut,
doch was ihn ganz unglaublich freute,
ein neues schwarzes fand sich heute!