Der Stier-Mann (21.4. bis 20.5.)
Ein Gedicht von
Heidi Geiberger
Dessen Ruf ward einst verschandelt,
durch einen Gott, der sich verwandelt,
in einen Stier, so steht’s in Sagen,
um die Europa wegzutragen. . . .
Der Stier-Mann weiß stets sehr genau,
d i e s e oder k e i n e Frau,
hat eine er aufs Korn genommen,
dann gibt es für sie kein Entkommen –
wo immer sie sich dann versteckt,
der Stier-Mann hat sie schnell entdeckt.
Egal, wie hungrig er auch ist,
er nie aus ihren Händen frisst,
das Hörnerpacken macht ihn wild,
weil’s höchstens für Arenen gilt –
ein wilder Stier wird niemals zahm,
doch ist er äußerst monogam.
Er kommt auch außer Rand und Band
und leistet gerne Widerstand,
er legt sehr großen Wert auf Treue,
denn auch für ihn gibt’s keine Neue –
setzt sie ihm einmal Hörner auf,
selbst wenn es dauert, er kommt drauf.
Ein Genussmensch ist der Stier,
liebt Essen, Trinken, Mensch und Tier,
er liebt, was seine Welt verschönt,
auch was der Moralist verpönt –
und wir, dass man den sturen Mann
gut um den Finger wickeln kann.
Gehört der Finger seinem Schatz,
ist das sein allerliebster Platz,
wär’ dumm, wenn eine sich beschwert,
läg’ hier der Fall mal umgekehrt –
hat sie sich auch in ihn verschossen,
ist jeder Umtausch ausgeschlossen.