Zurückhaltung
Ein Gedicht von
Hans Witteborg
Verblichene Zeilen, vergilbtes Papier
versteckt seit Jahrzehnten im staub´gen Verlies,
wer sollte es finden gerade hier
und was für ein Mensch, der es hinterliess?
Es schleicht jene unerklärliche Scheu sich
ein, das Geheimnis aufzudecken,
die Mitteilung war bestimmt nicht für mich,
dann brauchte man sie nicht zu verstecken.
Auch war sie schon alt, der sie lesen sollte,
weilt bestimmt nicht mehr auf Erden,
gleichwohl meine Neugier es auch wollte,
ich konnte nicht zum Mitwisser werden.
So falt ich das alte, vergilbte Blatt
und lege es zurück ungelesen.
Was immer der Schreiber Geheimes hat,
es bleibt so geheim, wie es gewesen.