Hühnerdieb oder eigentlich....
Ein Gedicht von
Hans Witteborg
Hühnerdieb oder eigentlich....
Ein räuberischer Fuchs aus Bremen,
der sollte sich fürwahr was schämen,
er stahl sich – es war Mitternacht -
in Boltes Hühnerstall, was Krach gemacht.
Frau Bolte, die kurz vor dem Schlafe
gerade zählte noch die Schafe,
sprang aus dem Bett und suchte
die „Latüchte“, wobei sie heftig fluchte.
Nachdem sie die gefunden hatte,
stand sie im Nachthemd auf der Matte
und sah vor ihrem Hühnerstall
blutige Federn fliegen überall.
Sie schnappte gerade was zur Hand,
den Spaten, der hing an der Wand.
Der Fuchs, in seinem Tötungswahn,
griff weiterhin die Hennen an.
Ein Gackern, Flüchten, Flügelschlagen,
der Lärm war kaum noch zu ertragen!
Herr Reineke bemerkte nicht
Frau Bolte mit Laternenlicht.
Die Wut war groß, ihr Kummer schwer,
wo kriegt sie nun die Eier her?
Mit einem wohlgezielten Hieb
erledigt sie den Hühnerdieb.
Zurück im Haus, noch sehr erregt,
hat sie sich dann ins Bett gelegt.
Der Fuchs ist tot, die Ruh´kehrt ein,
wie heldenhaft können Frauen sein!
Die Brust geschwellt, voll Stolz Frau Bolte,
die eigentlich nur schlafen wollte.
Ja, e i g e n t l i ch - wie der Poet,
dem es wohl wie Frau Bolte geht.
Gedanklich wollt´er Lyrik schreiben,
er wird wohl bei den Fabeln bleiben !