Ein tönend Erz

Ein Gedicht von Hans Witteborg
Sieh hin, die Einkaufsstrasse einer Stadt.

Menschen drängeln, eilen.

Stossen vorwärts- nebeneinander – reibend unhöflich sich berührend.

Aneinander, nebeneinander – nichts wahrnehmend ausser sich selbst.

Nebeneinander nicht miteinander, vorwärts drückend und überholend.

Wichtig: überholend, den Anderen hinter sich lassen.

So ist es im Strom. Nebeneinander her oder besser überholen.

Kein Blick!

Am Festplatz- wirres Durcheinander, lautes Gelächter.

Eher Schreien. Gelächter untereinander aber nicht fröhlich miteinander.

Überschwengliches Anstossen. Flüchtige Blicke. Nicht in die Augen. Unstet.

Gedrängte Berührung, keine Nähe. Alles flüchtig.

Sieh hin, ein kleines Kind, weinend. Scheins verloren.

Die Mutter nimmt es tröstend auf den Arm.

Zärtliche Blicke, das Kind ist still. Geborgenheit!

Die Menge verschluckt beide.

Ein Pärchen zärtlich aneinander geschmiegt. Liebendes Miteinander.

Auch sie verschluckt die Menge.

Einzelne Glockenschläge trägt der Wind herüber.

Einzeln, letztes Geleit.

Schwarz gekleidete Menschen schauen sich verlegen an.

Scheue Blicke, flüchtiger Händedruck.

Geneigte Köpfe streben auseinander, stumm. Jeder für sich.

Wer der Liebe nicht hat, bleibt ein tönend Erz.

Verklingt!

Informationen zum Gedicht: Ein tönend Erz

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19.04.2013
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