Bittere Neige

Ein Gedicht von Hans Witteborg
Es hat der Herbst die Bäume ausgezogen,
ein Blätterteppich liegt dem Winter nun zu Füßen.
Das spärlich´ Sonnenlicht wird durch die Wolken aufgesogen
und Vögel sind verstummt, die sonst den Morgen grüßen.

Ein alter Mann schlurft auf dem Gehweg hin,
müd´ sind die Beine von des Alters Last.
Nicht das Vergangene bekümmert ihn,
es ist der Alterswinter, den er haßt.

Es ist die nahe Zukunft, der er so mißtraut,
der Winterkälte seines Menschenlebens.
Ob er es noch erlebt, wenn wieder aller Schnee getaut?
Er trägt die Hoffnung in sich, die vielleicht vergebens.

Oh, Mensch, der du am Rand des Lebens schreitest,
du hast gehaßt, geliebt, getrauert, wurd´st verhöhnt,
die Welt lag vor dir offen ausgebreitet
zur Neige ausgekostet nun, hat sie auch dich verwöhnt.

Informationen zum Gedicht: Bittere Neige

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26.11.2012
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