Bahnsteig
Ein Gedicht von
Hans Witteborg
Es ist ein Ort des Kommens und des Gehens,
des Abschiednehmens und des Wiedersehens.
Anzeigen rasseln dann und wann,
zeigen Verspätung und Züge an.
Verharren, man schaut, man wendet sich ab,
setzt sich zum anderen Bahnsteig in Trab.
Ängstliche Blicke zur Bahnhofsuhr:
wo bleibt der ICE heute nur?
Blechernde Durchsage, unartikuliert,
wen wundert ´s, wenn man die Nerven verliert.
Gedränge am Bahnsteig, Gemurmel und schreien,
dann fährt der erwartete Zug endlich ein.
Entfernt, ganz entfernt kann man sie sehen
die Spitze des Zugs, der kommt quietschend zum Stehen.
Unter zischen öffnen sich Türen schwer,
Reisende entströmen wie ein Ameisenheer
und suchen und winken in der Menge.
Umarmungen, Stillstand und Gedränge.
Beim Einsteigen hinderlich das Gepäck,
doch langsam saugt sich die Schlange weg.
Dann Türenknallen, das Abfahrtsignal,
aus offenen Fenstern ein Winken nochmal.
Der Bahnsteig - ein widersprüchlicher Ort:
man kommt nach Hause oder aber muss fort!