Lied zur deutschen Einheit
Ein Gedicht von
Georg Babioch
Was habt ihr verloren, ihr seligen Leute,
Jetzt fällt hinein die grausige Meute;
Groschen und D-Mark, sie heulen schon,
Ihr wünschtet euch schließlich diesen Lohn.
Ihr kauftet ein die Apfelsinen,
Doch nun sieht man es euch an, an eueren Mienen;
Wolltet ihr etwa die Arbeitslosen,
Oder gelüstete es euch nach Lottoglückslosen.
Warum ändert ihr die Geschichte nicht,
Was zwang euch untertan zu sein, so spricht,
Warum träumt ihr von hohen Wohnungsmieten,
Der Eigner wird euch das Billigwohnen verbieten.
Für vierzig Mark in zwei Zimmern zu hausen,
Die Marktwirtschaft wird über euere Köpfe brausen
Und manches Glück zertreten;
Möchtet ihr dann auch wieder zu einem Gotte beten.
Warum trog euch euer Selbstvertrauen,
Hattet ihr zu einem alternativen Sozialismus überhaupt
kein Vertrauen?
Oh tapferer Arbeiter drüben sprich!
Warum betrügst du uns und ebenfalls dich.
Das Soziale nämlich der Marktwirtschaft,
Hat vielen von uns Westdeutschen geschafft;
Ihr saht bloß den Schein unserer Welt,
Doch vergaßt ihr, ein "Noske" hat stets bis heute gebellt.
Warum habt ihr euerem Marx nicht geglaubt?
Warum ist er in Bürokratenhirnen verstaubt?
Ließe sich mit ihm eine neue Zukunft nicht wagen?
Nun müßt ihr das gemeinsame Leid mit uns Westdeutschen
tragen!
Ihr hattet wahrlich eine stolze Revolution,
So friedlich und machtvoll in eurer Nation;
Schon aber wendet ihr euere Wende;
Unsere Tradition aber ist die eine Erich Mende.
Das Wirtschaftswunder wünschtet ihr zu haben,
Ihr wolltet euch am Rockzipfel von Ludwig Erhard laben;
Warum zwangt ihr den Goliath nicht zum Kampfe?
Warum sangt ihr nicht neue Demokratie zur Klampfe?
Auch ihr hattet die Einheit verletzt,
Weil euch Schwarze zu Zeitrekorden der Einheit gehetzt;
Nun aber trinken wir auf unser gemeinsames Wohl,
Und wählen ab im Dezember, den Helmut Kohl.