I. In einem türkischen Gefängnis (anno 1980)

Ein Gedicht von Georg Babioch
Auf, auf, zack, zack!
Du gehörst zum Kurdenpack,
Befestigt die Elektroden,
An nackten Männerhoden.

Warum hast du Flugblätter verteilt,
Warum an einer Ecke verweilt,
Wir haben alles verboten,
Insbesondere und vor allem die Roten.

Bergtürken seid ihr,
Keine Kurden, ein bloßes Tier,
Ihr habt uns nun zu dienen,
Vor uns hinzuknieen.

Der Evren hat geputscht
Und am NATO-Speichel gelutscht,
Jetzt haben wir die Macht,
Was habt ihr euch eigentlich gedacht.

Daß Wahlen würden alles ändern,
Geschickt manipuliert in unseren Sendern,
Die Medien beherrscht und auch die Presse,
Ich schlag dir jetzt in die Fresse.

So und so, wenn du noch einmal lachst,
Du glaubst wohl, daß du noch wachst,
So und so, wenn du noch einmal lachst,
Du glaubst daß du noch wachst.

Und im vollen Rechte bist,
Rasch angewandt meine Schergenlist,
Und die Elektroden,
An nackten Männerhoden.

Dein Gesicht nun schon ganz blau,
Was ist eigentlich mit deiner Frau?
Du hast sie alleine gelassen,
Wir dich nunmehr lieblich anfassen.

Du bist ein Kurdentier,
Ein Bergtürke, wir,
Wir werden dich weiter quälen,
Dies möchte ich nur so erwähnen.

Deine Finger nun in den Schraubstock,
Nun ist deine Hand dran, glaub doch,
Glaub doch, was du willst,
Deine Renitenz du mit übermütigem Mute stillst.

Du kannst uns nicht entfliehen
Auf Narben und blutigen Schwielen,
Die Folter ist eine Zier,
Wir danken dir, wir danken dir.

Und auch die Peitsche leider,
Gehört zum Werkzeug, Neider,
Neider habe ich so ganz viele,
Da ich an deinen Hoden spiele.

Auf, auf, zack, zack!
Du gehörst zum Kurdenpack,
Befestigt die Elektroden,
An nackten Männerhoden.

Du zählst zur mißlichen Opposition,
In unserer stolzen türkischen Nation,
Warum du die Blätter verteilt hast?
In aller Stille, Eile, Hast.

Wir werden dich nun auch richten,
Mit unserem Recht, mitnichten,
Ganz, wie es uns geboten,
Verboten vor allem die Roten.

Wir sind die Schrecken der Welt,
Fürwahr ein gewaltiger Held,
Die Folter angewandt,
Ich foltere dir wieder die Hand.

Du wirst bei uns in bälde baumeln,
Nur noch wirr und irgendwie taumeln,
Wir werden dir Schmerzen hinzufügen,
Warum auch sollte ich lügen.

Bald wird es für dich enden,
Wir werden dich weiter verwenden,
Den Strang schon bald aufgehangen,
Was sollen wir nun auch anfangen.

Jetzt ist es bald endlich aus,
Du widerliche Kurdenlaus,
Wir werden einen Strang um dich legen,
Allein der Flugblätter wegen.

Auf, auf, zack, zack!
Du gehörst zum Kurdenpack,
Befestigt die Elektroden,
An nackten Männerhoden.

Wo ist deine Frau verblieben,
Du möchtest wohl noch lieben,
Du hast sie alleine gelassen,
Wie sehr mußt du sie auch hassen.

Und wo sind deine Kinder?
Du trägst so gern einen Binder,
Du hast sie alle verraten,
Du bist vollkommen mißraten.

Ich bin dein Folterschinder,
Verraten also auch deine Kinder,
Du hast keine Ehre im Leibe,
Ich den Nagel in deine Hand dir nun treibe.

Im weiteren du möchtest irren,
Mich mit deinem Mute verwirren,
Die Finger breche ich im nu,
Werde ich dich quälen immerzu.

Und nun endlich ein letztes mal,
Sag ich dir in diesem Saal,
Daß wir dich bald hängen müssen,
Doch erst noch mit Folter küssen.

Wo sind deine Freunde verblieben,
Die sich an deinem Mute rieben,
Sie haben dich ausgenutzt,
Derweil du deine Seele mit neuem Mute putzt.

Ich bin fürwahr nicht gehässig,
Während der Folter bin ich lässig,
Ich liebe diese Instrumente,
Bis zu meiner Altersrente.

Ich liebe mein ganzes Leben,
Derweil wir nach Folter streben,
Die Folter ist eine Zier,
Wir danken dir, wir danken dir.

Auf, auf, zack, zack!
Du gehörst zum Kurdenpack,
Befestigt die Elektroden,
An nackten Männerhoden.

Und auch die Elektroden wieder,
Singen mir liebliche Lieder,
Es ist noch längst nicht aus,
Du widerliche Bergtürkenlaus.

Und schon bald wir dich endlich gebrochen,
Es hat so selig gerochen,
Du hast ein paar Freunde verraten,
Bist unter die Verräter geraten.

Gar viele hast du genannt,
Dich in Widersprüchen verrannt,
Doch haben wir der Namen viele,
Dies gehört halt zu unserem Spiele.

Wir werden noch viele einfangen,
Was sollen wir mit dir noch anfangen,
Du wirst noch viele verraten,
Du bist halt ziemlich mißraten.

Du bist ein mißratener Sohn,
Der Folter vergönnter Lohn,
Du wirst weiterhin singen bald,
Bist du 35 Jahre alt.

Auf, auf, zack, zack!
Du gehörst zum Kurdenpack,
Befestigt die Elektroden,
An nackten Männerhoden.

Informationen zum Gedicht: I. In einem türkischen Gefängnis (anno 1980)

3.584 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
31.07.2012
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
Anzeige