Löwenmaul

Ein Gedicht von Gabriele Weinschenk
Um den Himmel
in seinen wechselnden Farben
zu sehen
braucht es wohl
die Kunst
des Abwartens
Auch dem läuft das Wild
nicht einfach vor die Flinte
Kommt man ans Ziel
wenn man eines hätte?
Welches würde es sein?
Was weiß ich denn
Wie ist es
einen Choral
zu hören
zu singen
ganz ohne Engel
von Anfang bis zum Ende
Sie halten sich
versteckt vor mir
Morgens –
beim Öffnen
der Brotschachtel
glaubte ich
einen zu sehen
und schon war er
zum Balkon hinaus entschwunden
räkelte sich auf der Unterlippe
des Löwenmauls
der auch der Kälte trotzt
und hielt eine flammend gelbe Rede
die man nicht in Worte fassen kann
weil sie doch wahrhaftig
memento moriendum esse
Das Brot so frisch
zerging mir auf der Zunge
wie nichts
Alles so schnell dahin


© Gabriele Weinschenk

Informationen zum Gedicht: Löwenmaul

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19.02.2017
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