Verleumdungsfolgen
Ein Gedicht von
Friedrich Graf
Verleumdungsfolgen
Ratsam ist es sich zu hüten,
vor so manchen nimmermüden,
messerscharfen Weiberzungen,
die mit Bosheit tief durchdrungen,
statt Wahrhaftigkeit zu pflegen,
sich in Lügerei bewegen,
und in Gift und Galle baden,
um Verleumdung abzuladen - - -.
(Um speziell den Mann zu schaden!)
Ich habe wahrlich nichts verbrochen,
nur mit der Nachbarin gesprochen,
dass mir die Tochter von Herrn Kallen,
weil sie so hübsch ist, tut gefallen. - - -
Mehr war es nicht, ich kann`s beschwören,
bei allen unverletzten Ehren,
die mir nach ach den vielen trüben
Erfahrungen zuletzt geblieben;
was danach kam, war übertrieben!
Schon gleich nach dieser wahren Kunde
entquoll es aus Frau Kallens Munde:
Ich hätt mit ihrer Tochter Hilde
nur Triebbefriedigung im Schilde!
Das macht sie wütend und nicht heiter!
Ich sollt mich schämen - - - und so weiter!
Ich war perplex und tief befangen.
Es röteten sich meine Wangen,
weil Schuldgefühle in mich drangen.
Am Tag darauf, welch ein Erschrecken,
ertönte es aus allen Ecken
in ganz gemeinen Lügenchören:
Ich sei ein Scheusal zum Empören!
Ich hätte Hildes Kleid zerrissen,
als sie mich schreiend abgewiesen!
Im Waldstück auf der Sommerhöhe
erzwang ich ihre heilige Nähe!
Jetzt seufzt sie nur noch „Wehe, Wehe.“ - - -
Und am übernächsten Tage
trieb mich die Gerede-Plage
in den Keller meines Hauses.
Weiberzungen sind was Grauses!
Ich sei ein übler Ruf-Beschmierer!
Ein satanischer Verführer!
Überdies ein stinkig fieser
ultra-geiler Sex-Genießer!
Und obendrein ein eitler Spießer!
In kurzer Zeit war meine Ehre
beladen mit Verleumdungsschwere.
Am Anfang wars ein Skandalöschen;
erst wars das Kleid, - - und dann das Höschen!
Ich saß verdammt im Fegefeuer,
und harrte bang auf den Befreier
meiner schuldlos ramponierten
tugendhaften Menschenwürden
im Gespinst von Meinungsbürden.
Und nun sitz ich, zum Bedauern,
in U-Haft hinter hohen Mauern. - - -
Und das nur weil ich vor Wochen
(was hat mich da nur gestochen)
zur Nachbarin geflüstert habe:
„Hilde sei die schönste Gabe,
die uns der liebe Gott gegeben.“ - - -.
So manches Leid im Männerleben
kommt vom Weiberzungen-Weben!!!
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(© Friedrich Graf)