Theaterdonner
Ein Gedicht von
Friedrich Graf
Du sitzt entspannt und weich gesesselt
im Stadt-Theater mittig vorn,
von vielen Menschen eingekesselt,
erwartungsfroh und ohne Zorn.
Vor den Kulissen herrscht Getue.
Noch hält zurück sich der Applaus.
Doch plötzlich ist es mit der Ruhe
nach kurzem Vorgeplänkel aus.
Erst schneuzen sich von manchen Rängen
Besucher lauthals ihre Nas,
dann steigert sich in engen Gängen
Geräusper hinterm Opernglas.
Links drängt sich ein killes Knistern
via Bonbontüte vor,
hinter dir mischt sich ein Flüstern
ein in den Geräuschechor.
Unweit deiner feinen Nase
hat ein Mann sich tief gebeugt
und dabei gewisse Gase
mit einem dumpfen Pups erzeugt.
Vermutlich wegen großer Hitze,
halbrechts hast du sie schnell erblickt,
ist eine Frau in ihrem Sitze
laut grunzend schnarchend eingenickt.
Ton-Akustiker sie haben
Blitz und Donner hingeknallt
und aus dem Orchestergraben
wird jeder mit Musik beschallt.
Überall im Saale lauert
unterdrückte Ungemach,
die sich langsam aufwärts powert
und sich entlädt im Dauerkrach.
Es dringen schrille hohe Phone
schmerzhaft zum Gehörgang hin,
denn auf der großen Bühnenzone
wird gesungen und geschrie`n.
Es wird getuschelt und geprustet,
gelacht, gelispelt und erzählt,
fast jeder Fünfte niest und hustet
solange, bis der Vorhang fällt.
Infernoartig tobt am Ende
ein wütender Orkan durchs Haus,
es trampeln Füße, klatschen Hände
zum brachialen Schlussapplaus.
Du suhlst dich in der Gunst des Glückes
bist tief erregt bis ins Gedärm,
und bilanzierst am Schluss des Stückes:
Theater macht viel Spaß - - - trotz Lärm!
(© Friedrich Graf)