Sturmfänger
Ein Gedicht von
Friedrich Graf
Es heult der Sturm mit schrillem Ton
durch Wipfeln und durch Gassen,
doch Opa bleibt gelassen;
er geht mit seinem Enkelsohn
hinaus, den Kerl zu fassen.
Sie spreizen ihre Arme aus
um in der Luft zu liegen,
es fühlt sich an wie fliegen,
wenn sie ganz schräg in dem Gebraus
die Schwerkraft keck besiegen.
Sie blähen ihre Backen auf
um dann mit weitem Rachen,
wie einst die Urzeitdrachen,
durch starkes Prusten und Geschnauf`
selbst Winde zu entfachen.
Welch ein bizarres Traumlandbild,
wenn beide kichernd lallen,
Frohlieder laut erschallen,
vom Baum, der herbstlich überquillt,
„Blattschmetterlinge“ fallen!
Der Opa und sein Enkelsohn
bekommen kalte Nasen,
doch sonst macht Spaß das Blasen.
Den Sturm auf seinem Freiluftthron
bringt das noch mehr zum rasen!
(© Friedrich Graf)