Späte Bilanz
Ein Gedicht von
Friedrich Graf
Was hatte ich für große Pläne!
Für mich war diese Welt zu klein. - - -
Heut hab ich nur noch stumpfe Zähne
und unreale Träumerei`n.
So viele Frauen wollt` ich kosen
mit jugendlicher Leidenschaft, - - -
heut sitz ich mit gestutzten Hosen
mit „Einer“ nur – in Einzelhaft.
Es gab so viele weißen Flecken
und schöne Städte – unbereist,
die alle wollte ich entdecken, - - -
doch heut besuch` ich sie im Geist.
Was wollt` ich alles live erleben:
Theater, Festivals und Co; - - -
jetzt bleib ich auf dem Sofa kleben
bei Fernsehmüll und Radio. . . .
Ich wollt` gesund sein durch Bewegung - -
und täglich viele Meter geh`n, - - -
doch folgte stets der Willensregung
ein körperliches träges Steh`n.
Es ließe sich noch manches sagen,
wenn man ins „Altertum“ gerät - - -,
und so muss ich am Ende klagen:
Die Aufbruchstimmung kommt zu spät.
Kritisch betrachtet kann das Leben,
zieht man Bilanz vor`m Untergeh`n,
nicht alles was man wünscht auch geben - - -
und trotzdem ist es reich und schön!!!!
(© Friedrich Graf)