Morgenblick
Ein Gedicht von
Friedrich Graf
Aus unbekannter Ferne schweift sein Blick
und pfeilt sich durch den Nebel eines neuen Morgen,
der langsam aus der starren Nacht entweicht.
Dann bleibt er haften auf dem feuchten Grund der Erde
und wartet auf das Schauspiel das sich bieten wird.
Noch herrscht Schweigen auf der Flur,
und dem Gehölz verschließt bedächtige Stille noch sein Ohr.
Nur leise murmelnd schlängelt sich ein Bächlein durch die Aue.
Nach einer Weile, im Gesträuch, im niederen Rankenwuchs
am nahen Bruch, da rührt sich was.
Ein hin gehauchtes Ahnen erst, dann Spuren eines zarten Schürfens.
Und schließlich löst sich aus der Ruhe ein befreites Trillern,
das aus den Zweigen in die Höhe fährt
und nun dort steht und jubelt.
Und Jubel ist`s, der diesen jungen Tag verklärt,
der heimlich aus dem Schlaf erwacht.
Das Morgenrot, am Horizont zart hingegossen,
umströmt die Berge und den Wald,
und die Natur erfreut sich ihres Seins.
Die Nacht gibt friedlich nach und überlässt dem Sonnenlicht
die Herrschaft über alles Schöne!
Und oben aus der unbekannten Ferne schweift sein Blick.
Er lächelt.
Denn wieder ist ein Tag erwacht
um den zu preisen der ihn schuf.
(© Friedrich Graf)