Hände

Ein Gedicht von Friedrich Graf
Die Baby-Hand, die grübchenweich die Mutterbrust umfing,
im Traum geballt, und nach vollbrachtem Schlaf
beim Kosen sanft die eigenen Wangen traf,
und zaghaft an des Vaters Finger hing - - -:

… wie griff sie knabenhaft in Stein und Moos,
von Wissensdurst und Neugier übermannt,
denn alles war noch unbekannt,
und diese Welt war unermesslich groß.

… Dann jünglingshaft im zarten Sehnsuchtsspiel
strich sie das Haar der Freundin samtig-weich ,
und sie erschuf sich so ein Himmelreich,
in das kein dunkler Abendschatten fiel.

…Die Hände stellten später sehr geschickt aus totem Material
im Mannesalter beste Güter her,
kein Auftrag war zu groß, kein Weg zu schwer,
und diese Hände wollten immer mehr.

Sie schufteten und ruhten sich nicht aus,
sie waren viele Jahre lang aktiv und immerzu bewegt,
realisierten Pläne, tatenhungrig und erregt,
erbauten zukunftsorientiert das lang ersehnte Haus.

… Nun altersschwach bewegen sie sich leis
und falten sich zum stillen Dankgebet.
Die Zeit der Fülle war, der Herbstwind weht - - -.
Der Händedruck des Enkels schließt den Lebenskreis.

(© Friedrich Graf)

Informationen zum Gedicht: Hände

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22.02.2014
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Friedrich Graf) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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