Der Herrscher von Dalmatan
Ein Gedicht von
Friedrich Graf
Der Herrscher von Dalmatan
(eine Ballade)
„...Baut mir das größte und edelste Haus!
Schmückt es mit kostbarsten Schätzen aus!
Spart nicht mit Marmor, Gold und Damast!
Erschafft mir den schönsten Königspalast!“…
…befahl der Herrscher von Dalmatan - - -.
Und das Volk fing kuschend zu arbeiten an.
Die Mauern wuchsen aus weißem Gestein
bis hoch in den gleißenden Himmel hinein.
Aus Elfenbein wurden Decken gemacht,
die Zimmer glänzten in farbiger Pracht.
Die Geknechteten fronten fast vierzehn Jahr,
bis das Märchenschloss vollendet war.
Dann kam der glorreiche festliche Tag,
an dem mit dem zwölften Glockenschlag
der Imperator mit Stolz erfüllt
mit seinen Lakaien Einzug hielt.
Er berauschte sich an der eigenen Macht
und genoss das Werk, das sein Wort vollbracht.
Die Geknechteten sangen erschöpft im Chor
dem Despoten erzwungene Lieder vor.
Der beugte sich weit aus dem Fenster hinaus
und rief mit erhobener Stimme aus:
„Zwar find ich das Schloss gelungen und schön,
doch möcht ich es draußen im Wasser steh`n seh`n!
Reißt also das Ganze wieder ein
und baut den Palast aus gleichem Gestein
ins heimische Meer auf felsigen Grund! - -“
So schallte es drohend aus seinem Mund.
„Und noch ein Befehl wird ausgeführt:
Die frühere Bauzeit wird diesmal halbiert!!“
Die Untertanen vernahmen sein Wort
und wandten sich klagend und ängstlich fort.
Der Herrscher aber vom hohen Stand,
beugt sich noch tiefer und lachte ins Land - - -.
Da plötzlich geschah es - - - mit gellendem Schrei
stürzt er hinab - - - und das Volk war frei.
(© Friedrich Graf)