Zu Hause
Ein Gedicht von
Daniela Leiner
Wie blind ich doch bin, wenn ich mit offenen Augen durch die Welt reise.
Wie sehend ich werde, wenn ich sie schließe.
Wie arm ich doch bin, wenn ich mit vollen Taschen die Straßen entlang gehe.
Wie reich ich werde, wenn ich all mein Hab und Gut verschenke.
Wie laut ich doch bin, wenn ich in Gedanken Blumenwiesen durchquere.
Wie leise ich werde, wenn ich sie an mir vorbei ziehen lasse.
Wie leer ich doch bin, wenn ich mit vollem Rucksack Berge und Täler durchwandere.
Wie erfüllt ich werde, wenn ich jeden vermeintlichen Besitz loslasse.
Wie schwer ich doch bin, wenn ich Erinnerungen Tag und Nacht hinter mir herziehe.
Wie leicht ich werde, nachdem ich sie an der nächsten Wegkreuz(ig)ung hinter mir lasse.
Wie müde ich doch bin, wenn ich zu viele Schritte auf einmal mache.
Wie wach ich werde, wenn ich mir Pausen erlaube.
Wie unwissend ich doch bin, wenn ich philosophisch von Haus zu Haus ziehe.
Wie wissend ich werde, wenn ich in mein eigenes zurückkehre.
Und zwischen den Zeilen tauche ich ein in die Leere, genieße die Stille,
liebe und lebe das Leben.