Wortkleider
Ein Gedicht von
Daniela Leiner
Zu oft wählen wir Kleider, an denen wir Gefallen finden,
doch sie entsprechen meist nicht unserer wahren Größe,
was erträumt und erhofft wird im Lichten verschwinden,
wenn die Traummaske niederfällt, folgt die nackte Blöße.
Was einst wärmte lässt Mensch plötzlich erzittern,
er in seinem eigenen Schatten gänzlich steht,
vorbei der Traum von edler Kleidung, schönen Rittern,
nur, um zu gefallen er sehr weit im Leben geht.
Schaufenster verlocken, animieren zum Kauf,
doch der Preis, den wir zahlen ist riesengroß,
die Suche nach Liebe wird zum Spießrutenlauf,
sehnend nach dem erlösenden Gnadenstoß.
Außer uns selbst kann uns keiner befreien,
nur das Herz wird uns zur Demut bewegen,
passgenaue Größe erhalten wir nur dann,
wenn wir bereit dazu sind alles abzulegen.
Gedanken sind laut, wollen immer alles andere sein,
doch schweigsam ist das Wort, wenn das Herz spricht,
kaum merklich kleidet es den Nackten neu ein,
küsst seine Tränen liebevoll aus dem Gesicht.
Drum wähl‘ ich ab nun Worte und Kleidung mit Bedacht,
nicht alles muss schön aussehen und verlockend klingen,
denn, der hellste Stern leuchtet in tief dunkler Nacht und
wird am Tag eine weiterreichende Erkenntnis bringen.