Menschenskind

Ein Gedicht von Daniela Leiner
- ein Buch mit vielen Schriften -

Die Menschheit, ein Werk ungelesener, sensationeller Inhalte, die offensichtlich zur Schau stehen, doch keiner versteht sie. Wie auch, wissend unbelesene Bücher verstauben, weil wir uns vor Berührungen scheuen. Gerade so, als wären sie Gift. Etwas, das
uns umbringt, dabei töten wir uns unsanft selbst.

Herzschlag des Buches verlangsamt sich, bis zum Exitus
- vermeintlich. Nur eine zarte Berührung reicht aus,
umwiederzubeleben, was bereits Tod geglaubt war. Doch wir lassen sie sterbend stehen, ersticken an unserem eigenen Gift, das langsam und schleichend dem Ende entgegen wirkt.

Fluch und Segen zugleich, so manches Einband, das in einer Trilogie erst Aufklärung findet. Genau das ist bewegend, nach dem Zerfall der Aufbau erfolgt, der neuen Platz schafft, um weiterzuschreiben. Kein liebevolles Wort könnte je dem Herzen entspringen,
wenn es nicht das tiefste dunkelblau der Schrift sah.

Lebendige Bücher hingegen atmen, schreiben selbst Geschichte. Lassen Gefühle zu, nehmen sie an, singen ihr Liebeslied in die Leere der unbeschriebenen Blätter hinein, bis sie von selbst beginnen Seite um Seite aufzuschlagen, weil es nichts gibt, was ungelesen bleibt und nicht sehens,- und liebenswert ist.

Gefühle sind jene Buchstaben, die existieren, noch bevor sie geschrieben werden. In einem Rausch von heißem Feuer, das in uns brennt, das wir sind. Menschenkinder fürchten das Liebeslicht, weil sie
mit ihm verbrennen und vergehen, doch es gibt kein bestialischer Tod als der, der wir ungel(i)ebt erleben.

Angst und Schmerz, bitterere und treuer Begleiter der zeitlosen Zeit, die annehmbar sind und nur dann die Nebel der Vergangenheit schwinden. Erst dann blicken wir in die Tiefe der Bücher, anstatt davor zu verweilen, lieben und verstehen das ungeschriebene Wort, das schweigsame Reden und erkennen die Magie,
die in ihm wohnt.

Informationen zum Gedicht: Menschenskind

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31.01.2017
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