Das Restaurant - Ein Sketchgedicht
Ein Gedicht von
Christian Penz
K=Kellner, G1=Gast1, G2=Gast2
G1 „Herr Ober?“
K „Bitte, sehr.“
G1 „Ich würde Sie nur zu gerne sehen.“
K „Dann müssen Sie zum Optiker gehen.
Wir sind hier in einem Restaurant“
G1 „Jetzt seien Sie nicht so nonchalant.
Warum bleiben Sie immer noch dort stehen?“
K „Ah, Sie können mich ja doch noch sehen.“
G1 „Kommen Sie jetzt zu mir?“
K „Nun, jetzt bin ich ja hier.
Was haben Sie für Wünsche und Klagen?“
G1 „Muss ich den ganzen Tag die Fliegen ertragen?“
K „Nein, Sie werden ja nicht den ganzen Tag hier bleiben.“
G1 „Bringens mir das Beschwerdebuch. Ich möchte was schreiben.“
K „Ach, Sie sind ein Autor, das ist ja toll.
Aber leider das Beschwerdebuch ist voll.“
G1 „Dann halt den Wirt.“ K „Der ist auch voll.“
G1 „Darf ich fragen, was der Schwachsinn hier soll?“
K „Ja, aber auf die Antwort würde ich nicht warten.“
G1 „Dann, dann bringens mir eine der Speisekarten.“
K „Tut mir Leid, sowas Exquisites führen wir nicht.“
G1 „Und wie erfahre ich, was sie haben so als Gericht?“
K „Sehen Sie die Flecken
An den Ecken
Der Tischdecken?
Die stammen vom Essen der letzten Woche.“
G1 „Bevor ich wie ein Blinder herumstoche
Was würden Sie mir persönlich empfehlen?“
K „Sie sollten in ein anderes Restaurant gehen.
Doch für gegenüber müssens drei Tage davor reservieren.“
G1 „Oh Gott, oh Gott. Sie sollen mir nur was Warmes servieren.
Was gibt es so Warmes hier?“
K „Außer ihr Schaum mit Bier?“
G1 „Ja, ich will nämlich was essen.“
K „Sie scheinen ganz darauf versessen.
Wir hätten da Pariser Schnitzel aus Polen.“
G1 „Wollen Sie mich hier verkohlen?“
K „Nein, wir kochen hier mit Gas.“
G1 „Hörens auf mit dem Spaß.
Haben Sie auch Suppen in der Restaurantparodie?“
K „Unsere Gemüsesuppe fällt irgendwie in die Katergorie.“
G1 „Haben Sie davon schon mal gegessen?“
K „Nein, ich bin nicht von Dummheit besessen.“
G1 „Bringen Sie mir einfach die Suppe her.“
K „Jawohl, Sir.“ G2„Herr Ober.“
K „Ja, was haben Sie für Wünsche und Klagen?“
G2 „Dürfte ich Sie mal ganz persönlich fragen.“
K „Solange ich nicht persönlich antworten muss.“
G2 „Halten Sie mich für Teko oder so einen Stuss
Oder wollen Sie mich einfach nicht bedienen.“
K „Es liegt ganz allein nur an Ihnen
Haben Sie schon etwas ausgesucht.“
G2 „Ja, und zwar, ja… verflucht.
Ich hatte es doch vor zwei Stunden.
Was mir würde so munden.
Was will ich an meinen Tisch?
Vielleicht einen Fisch?
Ist der hier auch frisch?“
K „Gestern schwamm er noch mit lauten Zisch.“
G2 „Aber soll er wirklich so brutal sterben?
Nur für mein egoistisches Sattwerden?“
K „Stellen Sie nicht solche Fragen
Ich werde ihm einfach sagen,
Sie wollen sich an ihm köstlich satt essen
Da wird er vor Lachen das Atmen vergessen.
Also einen Fisch
Für Ihren Tisch?“
G1 „Bitte nehmens den Finger aus der Suppe“
K „Kaltes Wasser ist aber gut gegen Hautschuppe
Das hat mir mein Hausarzt geraten.“
G1 „Können Sie bitte bei mir warten?“
K „Ein Bus kommt hier aber nicht vorbei.
Und in vier Stunden habe dann auch frei.“
G1 „Sehen Sie etwas nicht dort… das?“
K „Ha, der Käfer hat ja eine Menge Spaß.
Glauben Sie der erreicht den Tellerrand?“
G1 „Das ist nicht zu fassen und allerhand.“
K „Was regen Sie sich schon wieder nur so auf.
Das ist doch nur ein ganz natürlicher Verlauf.
Oder haben Sie schon mal ein Gemüsebeet gesehen
Auf dem keine Insekten darauf spazieren gehen
Für Sie werde ich da keine Pestizide reinspritzen.
So nun essen Sie und bleiben Sie ruhig sitzen.“
G1 „Ich kann die Suppe nicht zu mir nehmen.“
K „Was ist das schon wieder für ein Benehmen?
Sie müssen es nur wollen und sich zwingen
Und den tiefen Schweinehund niederringen.“
G1 „Ich habe keinen Löffel bei mir.“
K „… hier.“
G1 „Jetzt schlägt es aber hier dreizehn.“
K „Es ist halb. Könnens die Uhr nicht sehen
Wollens nicht doch zum Optiker gehen.“
G2 „Herr Ober, wann kommt denn mein Fisch“
K „Der radelt nicht zu ihnen an den Tisch
Den muss ich erst noch holen.“
G1 „Hören Sie auf den Tisch zu versohlen.“
G2 „Schlürfen Sie lauter, dann hören Sie es nicht.“
G1 „Sie dummer, blöder, kleiner Wicht.“
K „Hauen Sie nicht den Tisch kaputt
Wenn er eh schon wackeln tut.“
G2 „Warum müssen ihre Finger auf meinem Essen liegen.“
K „Es würde wegen der Zugluft sonst vom Teller fliegen.“
G2 „Wo ist der Fisch auf dem Teller?“
K „Er war nie so der Hauptdarsteller
Schieben Sie mal die Knödel beiseiten.“
G2 „Das ist ja schlimm und auch bei weiten
Der kleinste Fisch, den ich jemals sah.“
K „Er wird größer, geht man ran, ganz nah.“
G2 „Boah, wie kann so was kleines so stinken.“
K „Sie sollen auch nicht darin versinken.
Oder glauben Sie Wasserleichen riechen nach Rosen.“
G2 „Empörend. Ihr Benehmen gehört zu den Verwahrlosen.“
K „Ich passe mich nur den Gästen an.“
G2 „Welch Skandal. Mann oh Mann.“
G1 „Herr Ober Salz… Pfeffer?“ K „Auch Maggie?“
G1 „Nein, nein. Ach verschwinden Sie.“
G2 „Herr Ober können Sie das Fenster schließen?“
G1 „Nein Ober, ich möchte die frische Luft genießen.“
G2 „Ich werde mir eine Erkältung holen.“
G1 „Das Fenster bleibt wie befohlen.
Sonst werde ich hier ersticken.“
G2 „Bei ihnen scheint nicht alles richtig zu ticken.“
G1 „Wollen Sie mich zu Grabe tragen.“
K „Nicht bevor Sie bezahlt haben.“
G1 „Herr Ober, hier ein Euro
Das Fenster bleibt so.“
G2 „Ach so wir hier gespielt. Zwei Euro.“
K „Oh, das mach mich aber froh.
Sind wir jetzt auf Du und Du?“
G2 „Jetzt machen Sie das Fenster zu.“
G1 „Jetzt reicht es mir. Diese Qualen.
Ich möchte nun gehen und zahlen.“
K „Zehn Euro.“
G1 „Was? Wieso?“
K „Ein Euro wegen der Fleischbeilage
Der Käfer war ja nicht aus Schokolade.“
G1 „Das schlägt einem das Fass ins Gesicht
In der Zukunft sehen Sie mich sicherlich nicht“
G2 „Ich möchte auch zahlen am Tisch
Ich hatte den winzige Bratfisch.“
K „Fünfzehn Euro“
G2 „So viel? Wieso?“
K „Als Ausgleich zu Wirttochtertrauer
Denn die wird bestimmt noch sauer
Die hing sehr an ihrem Goldfisch.“
G2 „Okay, fünfzehn auf den Tisch
Ich habe den Fensterstreit gewonnen, das ist was zählt“
K „Aber das war eh egal, weil doch im Fenster die Scheibe fehlt.“
G2 „Ihr Ausgeburt der Bosheit.“
K „Ich wünsche auch Ihnen Mahlzeit.“