Hilflos!
Ein Gedicht von
Bernd Tunn
Ein zaghaftes Klingel an der Haustür weckte sie aus dem Schlaf. Noch leicht schläfrig öffnete sie die Tür. Erschrocken wich sie zurück.
Ihre Tochter stand da. Schwankend fiel das Kind in ihre Arme. Sie war stark abgemagert. Fast ein Skelett.
Hilf mir Mama, flüstere das Mädchen. Hilf mir! Fast ein Jahr hatten sie sich nicht mehr gesehen.
Sie schleppte die Suchtabhängige Tochter zur Couch und starrte auf die Arme und Füße ihrer Tochter. Die vielen blauen Flecken um die Einstichlöcher verprellte sie. Wann hört das endlich auf, flehte sie im Stillen.
Sie wusste das ihre Tochter keine Chance mehr hatte. Der rasselnde Atmen und die glasigen Augen zeigte ihr wie schwer es um sie stand.
Sie entschied sich trotz allem ihre Tochter bei sich zu behalten. Auch sie konnte nicht mehr.
Als der Morgen durch das Fenster blinzelte, war die Leidenszeit der Tochter vorbei. Sie war friedlich in den Armen der Mutter entschlafen.
Bernd Tunn - Tetje
Bernd Tunn - Tetje