Vornehme Blässe
Ein Gedicht von
Belix Bahei
(für die „blasse“ Frau im Schatten und in Erinnerung an Morgenrot)
Träge die Sommerhitze auf der Stadt liegt,
ein alter Mann gehetzt um die Ecke biegt.
Zwei Frauen standen dort im dunklen Schatten,
sie sich Wichtiges zu erzählen hatten.
Um sie herum sichtbar heiße Luft vibriert,
einsam verwirrt eine Biene vorbei schwirrt.
Der alte Mann, mit Schweißtropfen im Gesicht,
geht vorüber, hält an, dreht sich um und spricht:
„Meine Damen, bei so einem Wetter, so schön,
darf man doch nicht missbilligend im Schatten steh´n.
Eine sprach - zu schön für schattige Anlässe:
„Doch! Wir brauchen unsere vornehme Blässe.“
Der Mann erst einmal sprachlos war,
doch innerlich nahm er sich vor:
Ein Gedicht müsst es sein, ganz klar.
Im Hintergrund sang leis ein Chor.
Wir bleiben blass,
gegen uns hat die Sonne keine Chance.
Wir - wir bleiben blass
Bei Ventilatorluft und Longdrinks mit Eis
verliere ich keinen Tropfen Schweiß.
Ich schlaf bis zum Mittag
und habe zuhause immer die Vorhänge zu,
weil, den Sonnenschein
lass ich nicht rein.
Meine Sonne scheint nur nachts,
wenn mich ein blasser Frauenmund küsst.
Wir bleiben blass,
gegen uns hat die Sonne keine Chance.
Wir - wir bleiben blass
und total dekadent,
wenn Neonlicht den Teint verbrennt.
(Morgenrot)
Träge und dumpf die Sommerhitze auf der Stadt liegt.
Ein Mann, hoffnungsfroh, jeden Tag um die Ecke biegt.
Jedoch, sie ist nicht da, der Schatten ist leer, verwaist.
Ist sie zum Sonne tanken in den Urlaub gereist?
Wann kommt sie wohl zurück, von der Sonne fesch gebräunt,
oder hat der alte Mann dies alles nur geträumt?
Belix Bahei
belixbahei@hotmail.com