Der Traum
Ein Gedicht von
Anita Namer
Er sitzt in der Ecke.
Irgendwie fühlt er sich manchmal ganz klein.
Lange schon hat niemand mehr von ihm geträumt.
Nicht mal er selbst.
Nun hat er fast vergessen,
dass es ihn gibt.
Jedenfalls weiß er nicht mehr so genau,
warum und wieso er hier ist.
Ist er nun ein Traum,
ein Gedanke,
oder Wirklichkeit?
Er lebt.
Das weiß er irgendwie, tief in sich drin.
Irgendwann mal,
wollte er die Welt erobern.
Ging einfach drauf los.
Mit jedem Schritt, den er ging,
wuchs er,
wurde größer und größer.
Meist lächelte er,
vertraute,
dass der Weg, den er ging
ihn dorthin führte,
wo er hinkommen sollte.
Irgendwann
stürzte er ab,
ja.
Dabei verlor er
sein Vertrauen in alles.
Er verlor den Glauben an sich,
an die Welt, an das Leben.
Seine Flügel waren gebrochen
und seitdem glaubt er,
nicht mehr fliegen zu können.
So wartet er einfach,
bis alles zu Ende geht.
Manchmal sieht er andere Träume
in seiner Nähe.
Er bestärkt sie,
gibt ihnen Starthilfe.
Im Grunde weiß er nur zu gut,
wie`s geht.
Der Traum.
Manchmal spürt er es...
Er ist immer noch der Traum.
Hin und wieder träumt er...
Fliegt durch seine Erinnerungen,
spürt diese Kraft.
In diesen Momenten
wächst er wie früher...
Spürt,
da ist mehr...
Spürt,
dass er eigentlich keine Flügel braucht,
um zu fliegen.
Spürt
die Kraft des Windes,
das Leben in seinen Zellen,
die Freude des Augenblicks.
Er macht ein paar Schritte in die Mitte des Raums
und geht zur Tür…
Er weiß,
bald öffnet er sie…
und startet durch.
© A. Namer