Denk - mal
Ein Gedicht von
Andreas Baier
Protzig trohnt am Marktplatz oben ,
großes Haus aus Stein gebaut ,
wo die Großen selbst sich loben ,
feiern das was Sie versaut .
Seh ich alte Frau mit Krücken,
zitternd früh beim Bäcker stehn ,
um Brot vom Vortag zu erhaschen ,
möchte ich vor Mitgefühl zergehn .
Jahrzende tat Sie ruhlos plagen ,
sich für einen Hungerlohn ,
das Sie nun in alten Tagen ,
erntet nur noch Spott und Hohn .
Keiner sah Ihr emsig treiben ,
Sorge um der Kinder viel ,
allen Brot und Liebe geben ,
dieses war ihr großes Ziel .
Ganz weit hinten , lag Ihr streben ,
nach ein wenig Glück für sich ,
für Land und Familie tat Sie schuften ,
Eigensinn , den kannt Sie nicht .
Den Mann , den Sie einst liebgewonnen ,
hat der Krieg dahin gerafft ,
ein Mutterkreuz hat Sie bekommen ,
was aber auch kein Essen schafft .
Sie hat die Kinder groß bekommen ,
schenkt all Ihre Liebe jedem Kind ,
doch nun wo Sie alt und krank geworden ,
sind Sie zerstreut vom Alltagswind .
Nun steht sie da , zählt Ihre Groschen ,
ob es wohl reicht für einen Laib ,
ich seh Ihr zu wie festgewurtzelt ,
ein Stich mir in mein Herzen treibt .
Ich nehm ein Brot , ein weiches , frisches ,
sag „ Omi komm ich schenk es Dir „ ,
Sie schaut mich an mit einem lächeln ,
, und sagt „ mei Gung , Gott vergelt es Dir „
Noch lange stehe ich im Laden ,
den Blick auf die Frau gebannt ,
und hinter mir ein böses brummen ,
träum nicht , wir wolln auch noch ran .
Ich zahle , noch in Gedanken ,
verlaß den Laden und tauch ein ,
in des Alltags graues treiben ,
geh alleine wieder heim .
Doch jedes mal seh ich beim Essen ,
alte Frau mit strahlend Blick ,
Ich hab ein Brot ihr nur gegeben ,
doch Achtung gab Sie mir zurück .
Achtung , Ihr hohen Herrn da oben ,
in schmucken Haus aus Stein gebaut ,
die habt Ihr alle schon verloren ,
sind mit den Akten eingestaubt .
Was zählt für Euch ein Menschenleben ,
wenn Sie nicht von Nutzen sind,
für die Sorgen Eurer Bürger ,
seid Ihr doch schon lange blind .