Das traurige Herz und die Liebe

Ein Gedicht von Andrea Detka
Unendlich traurig und schweren Schrittes lief das kleine Herz durch den Wald. Es schluchzte vor sich hin, und dicke Tränen kullerten ihm über die Wangen. An einer Lichtung angekommen, setzte es sich auf eine Bank, die dort stand und ließ mit gesenktem Kopf sitzend, mutlos die Beine baumeln.

Plötzlich sah es eine Gestalt, deren goldenes Licht ihm schon von Weitem entgegen strahlte. Sie sah fast so aus, wie das kleine Herz selbst - nur viel, viel heller, strahlender und voller Licht und Liebe. Die Gestalt kam rasch näher und setzte sich neben das kleine Herz auf die Bank.

Das Herz spürte auf einmal eine unerklärliche, wohltuende Wärme, die von der Gestalt ausging. Nach einer kurzen Weile fragte die Gestalt das Herz: „Warum bist du so traurig, kleines Herz?“ Liebevoll sah sie das Herz an.

Das Herz antwortete ganz leise und mit vor Tränen erstickter Stimme: „Mein Mensch, in dessen Brust ich bisher schlug, hat mich in den Mülleimer geworfen.“ Und während das Herz diese Worte aussprach, erinnerte es sich an dieses schreckliche Gefühl und wurde noch trauriger als es ohnehin schon war.

Die Gestalt schüttelte fassungslos den Kopf. Voller Mitleid legte sie dem kleinen Herzen die Arme um die Schultern und zog es ganz fest an sich. „Aber, weshalb, um alles in der Welt, hat dein Mensch dich denn in den Mülleimer geworfen?“

Das kleine Herz schluchzte bitterlich als es antwortete: „Er hat gesagt, er braucht mich nicht mehr. Mich wollte eh niemand haben.“ Dabei zeigte das Herz auf die vielen von Pflastern bedeckten Narben auf seinem Körper.

Die lichtvolle Gestalt war entsetzt, wusste aber, wie sie dem kleinen Herzen helfen und ihm wieder Mut machen konnte. Das Herz immer noch ganz fest an sich drückend, sprach sie behutsam auf das Herz ein: „Weißt du, wenn dich niemand liebt und niemand deine Liebe will, dann schenk dir selbst all diese Liebe. Du wirst sehen, wie gut es dir tut, wenn du selbst die Liebe deines Lebens bist. Und du wirst spüren, wie sich alles von dem Moment an, in dem du beginnst, dich selbst zu lieben, verändert. Du wirst erstaunt sein, wie viel Liebe dir von deinem Umfeld entgegen gebracht wird, wenn du dich selbst liebst und diese Liebe nach außen reflektierst. Du wirst Menschen finden, die deiner Liebe würdig sind, die deine Liebe annehmen können und die es vermögen, dir genau diese Liebe auch zu schenken. Du wirst überrascht sein, wie sehr sich dein Leben zum Positiven verwandelt, wenn du dich selbst mit allen deinen Ecken und Kanten, mit deinem ganzen Wesenskern, liebst. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede, und ich verspreche dir, dass das alles eintritt, wenn du dich auf dieses spannende Experiment einlässt, selbst die große Liebe deines Lebens zu werden.“

Das kleine Herz hatte den Worten der lichtvollen Gestalt aufmerksam gelauscht. Es war neugierig darauf geworden, zu erfahren, ob das alles stimmte, was die Gestalt ihm erzählt hatte. Dennoch hatte es Zweifel und fragte skeptisch: „Woher weißt du das denn alles? Und wieso kannst du mir versprechen, dass das alles genauso sein wird?“

Die lichtvolle Gestalt nahm das Gesicht des kleinen Herzens zärtlich zwischen ihre Hände und antwortete ihm weise lächelnd: „Weil ich die Liebe bin.“

In dem Moment löste sich die Gestalt wie von Geisterhand in goldenen Staub auf. Das kleine Herz spürte, wie dieser Staub eine unbeschreibliche Wärme in ihm auszulösen vermochte und wie das Licht und die Liebe sich in ihm ausbreiteten, und es begann, sich selbst zu lieben.

©️ Andrea Detka

Informationen zum Gedicht: Das traurige Herz und die Liebe

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02.12.2022
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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