Fragebogen von Kirsten Scherbaum

Wie würdest Du Dich in kurzer Form beschreiben? Was würden andere Menschen über Dich sagen? Puh, von "sehr sensibel", "voller Ideen", "mutig" über "schwierig", "stolz", "stur" hat man schon viele Etiketten auf mich geklebt; an allem ist was dran ;)

Eine Anmerkung zur Sturheit: Mein "Wutkopf" war in Kindertagen berüchtigt. Doch es waren ausgerechnet Trotz, Dickköpfigkeit und purer Lebenswille, die mich in dunkelsten Momenten am Leben hielten. So viel zur vermeintlichen Schwäche.

Wie bist Du zum Dichten und Schreiben gekommen? Wieviele Jahre schreibst Du schon Gedichte? Wie ist bisher Deine Karriere verlaufen? Ich schreibe seit 2021 Gedichte, als ich die Freiform für mich entdeckte. In der Schule wurde mir die Lyrik gründlich verleidet, da Gedichte nur in Reimform zulässig waren und ihre Deutungen vorgegebenen Lösungsanalysen zu entsprechen hatten. Wie verrückt! Für Intuitives, Abweichendes, Individuelles war kein Platz. Sonst hieß es: "Am Thema vorbei". Und dabei liebe ich die Lyrik, die Poesie! Ich brauchte erst die Freiform, um wieder tiefe Freude am Reimen zu haben. Auch Elfchen schreibe ich gerne; ich bin recht experimentierfreudig :)

Was bedeutet Dichten für Dich? Ich schreibe ohnehin sehr gerne, auch Prosatexte und führe verschiedene Tagebücher. Anders als bei diesen Textformen kann ich persönlich mit Gedichten viel gezielter ausdrücken, was in mir vorgeht. Ein Gedicht ist für mich ein Heranzoomen ans Gefühl, innere Bild, die körperliche Empfindung. "Was will ich ganz konkret ausdrücken?", frage ich mich beim Schreiben. Mitunter ist das eine angenehme Schreibherausforderung ;)

Woher nimmst Du Dein Inspiration zum Gedichte schreiben? Was treibt Dich zum Gedichte schreiben an? Meistens fallen mir intuitiv Wörter oder Wortgruppen ein, mit denen ich dann im Kopf spiele. Das passiert oft bei ganz alltäglichen Dingen wie abwaschen, Zähne putzen, kochen :). Fällt mir dazu dann schnell ein Bild bzw. eine Szene ein, arbeite ich die Wortspielerei aus. Bei den lustvollen Gedichten ist dabei meine eigene Lust der Maßstab. Nur wenn mein Körper auf die Reime reagiert, arbeite ich daran :)

Was ist Dein Lieblingsgedicht oder Lieblingsspruch? Einen einzigen Favoriten habe ich nicht. Aber es gibt Gedichte, die mich schon Jahre begleiten. Eines meiner Lieblingsgedichte ist "Meine Träume atmen noch" von Gerda Chertman. Im Gedicht geht es um die tiefe Lebenskraft, die ausgerechnet in ausweglos erscheinenden Momenten und übergroßen Herausforderungen aktiviert wird, sodass die Hürden überwunden werden.

Was sind Deine Schwerpunkte? Was möchtest Du den Lesern vermitteln? Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine konkrete Absicht habe... Mir macht das Schreiben, Reimen, Dichten einfach großen Spaß und die Freude will raus :). Bewusste Schwerpunkte habe ich keine. Das würde sich für mich wie eine Selbstbeschränkung anfühlen.

Womit beschäftigen Du Dich, wenn Du gerade keine Gedichte schreibst? Wie lebst Du so? Was machst Du in Deiner Freizeit? Welchen Beruf übst Du aus? Ich lebe mittlerweile recht zurückgezogen, brauche das Alleinsein. Ich nehme viel wahr, innen wie außen, muss gut auf mich achten. Dennoch kann ich ohne Austausch nicht leben; hierbei ist aber die Reizdosierung wichtig.

Hast Du bestimmte Vorbilder, Persönlichkeiten oder Medien die Dein Leben prägen? Ich habe keine Vorbilder. Ich möchte nicht "leben wie...". Ich bin keine Kopie. Dennoch lasse ich mich sehr gern von Lebensgeschichten inspirieren und berühren. Eine davon ist die des kubanischen Sängers Ibrahim Ferrer. Er hat früh die Härten des Lebens abgekriegt und trotz der vielen Krisen in seinem Leben nie den Glauben verloren. Bis er, fast 70-jährig, auf einen gewissen Ry Cooder traf... Der Rest ist bekannt :). Candela!

Hast Du ein Lebensmotto, wenn ja welches? Ich folge meinem Herzen; in aller Konsequenz, ausnahmslos.

Was ist Dein größer Wunsch/Traum? Ich habe bewusst keine Träume, da mir meine begrenzte Lebenszeit völlig bewusst ist. Wozu sich von Sehnsucht peinigen lassen? Ich scheue den Blick nach innen nicht, frage mich in solchen Momenten: "Wo ist der wunde Punkt? Was lebe ich nicht?" Wenn ich Wünsche habe, setze ich alles daran, sie mir baldmöglichst zu erfüllen oder mir zumindest Schritte für die Erfüllung des Wunsches zu überlegen. Ich möchte gesund alt werden, aber ob das auch Gottes Wille ist? Der Tod (was für ein Tabu!) ist mittlerweile einer meiner Alltagsbegleiter. Ja, wirklich. Er mahnt mich in seiner Liebe unerbittlich, meine! Essenz zu leben - nicht morgen, am Wochenende, im Urlaub, "ganz bestimmt im nächsten Jahr", sondern hier und jetzt, in jedem Augenblick.

Möchtest Du etwas noch bestimmtes loswerden? Ich mag an der Stelle einfach Danke fürs Lesen dieser Zeilen und meiner Gedichte sagen. Es ist toll, dass es die Plattform gibt, auf der wir uns zeigen und austauschen können.