Gedichte über Respekt - Seite 6

Takt hat viel mit Respekt zu tun

Als ich ein kleiner Steppke war
Und in der Flurstraße flanierte,
Kam mir entgegen ein Nachbar,
Bei dem ich einen Witzreiz spürte.

„Grüß Gott, Herr Fußballer!“ sagt' ich –
Und der verzog schlimm sein Gesicht.
Es reizte, überkam mich halt,
Doch was hatte ich angericht'?

Zu meinen Eltern lief er schnell
Und schwärzte mich bei ihnen an:
„Euer Lausbub' ist ein Lump, Gesell,
Beleidigt mich, hat das getan!“

Als ich schließlich nach Hause eilte,
Gab Vater mir sogleich Ohrfeigen,
Schimpfte mit mir, so dass ich heulte,
Musst' auf mein Fehlverhalten zeigen.

Von da an war mir wirklich klar:
Takt hat viel mit Respekt zu tun,
Denn da ist wirklich immerdar
Die Goldene Regel, gilt ab nun.

„Was Du nicht willst, das man Dir tu'“,
So schulmeisterte mein Vater da
„Das füg' auch keinem andern zu!“
So ward ich brav – und nichts geschah.


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Nach all den Jahren
schreib' ich mir
ein allererstes Mal;
und wünschte du verziehest dir,
die Schwermut auch einmal.

Um mich zu offenbaren
schreibe ich
was immer auch gescheh';
wohin die Augen führen dich,
dass daraus Freude seh'.

Nach allem was gewesen
schreib' ich dir,
so übe dich in Nachsicht
und sei nicht sauer wegen mir,
ich reime nur zur Einsicht.

Nach vielem Bücherlesen
lese das,
es ist das wertvollste davon;
manchmal da fragst du was,
doch kennst die Antwort schon.
Nun setze sie noch um,
Um dich - kümmere dich darum.

Nach all den Jahren
schreib' ich dir
weißt du warum ich's tue?
damit, gewünscht so sei es dir,
du vor dir findest Ruhe.

Nach all den Jahren
schreib' ich dir
weißt du was nun zu tun ist?;
mehr als genug, doch reichst du mir
weil du viel und genug bist.

Ich dank' dir dass du zugehört
und hofft' es hat dich nicht gestört,
du liegst mir an dem Herzen wohl,
weshalb ich deshalb schrieb zu deinem Wohl.

Nun denn mach's gut
auf Wiederseh'n!
Uns lass, wie man's so tut,
mal wieder seh'n!

Paläste und Schlösser,
Hochhäuser noch größer
machen dich staunen.

Monumente und Kathedralen
erzählen dir nichts von den Qualen,
die in ihnen wohnen.

Viele mussten sich plagen,
Leid und Schmerz ertragen
und du siehst es nicht.

Könntest du alles niederreissen,
was hättest du gewonnen?
Zerstörung und Trümmer
machen für immer
alles noch schlimmer.

Würdest du die Namen kennen,
könntest du sie aufschreiben,
damit jedes Kind sie liest,
und niemand vergisst,
was geschehen ist.

Wärest zum ersten Mal an diesem Ort,
käme zum Staunen die Nachdenklichkeit,
die Achtung für das Werk der Hände,
ohne die keine Entwurf vollendet,
kein Schlussstein das Ende.

Toleranz suchen und finden

Er schrie: „So a Dipfalesscheißer!“
und meinte jene, die nach Kleinlichkeiten suchen,
keine Schatzsucher mehr sind,
das Schöne in Fremdem verdammen.

Der Mensch muss nicht in Kleinlichem
seine Suchfühler ausstrecken,
sich auch nicht von denen vorführen lassen,
die mit Witzen auf Kosten anderer Medien vollwerfen.

Toleranz suchen und finden,
für sich diesen Schatz entdecken –
das wäre doch einmal jene Möglichkeit,
aus dem Scheinheiligen auszubrechen.


©Hans Hartmut Karg
2022

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