Profil von Annelie Kelch

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Registriert seit dem: 06.10.2016

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Hallo, liebe LyrikfreundInnen, ich lese am liebsten Lyrik; sie macht mich oft nachdenklicher als Romane; das schafft sie mit wenigen, prägnanten Sätzen! Allerdings lese ich auch gern Romane, einige zumindest; aber Lyrik ist meistens fantasievoller, die Sprache ist oft wunderschön und bringt es auf den Punkt. Am liebsten lese ich die Lyrik von Ingeborg Bachmann, Johannes Bobrowsky, Doris Runge, Sarah Kirsch, Günter Eich und Jan Wagner.

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Anzahl Gedichte: 156
Anzahl Kommentare: 17
Gedichte gelesen: 73.946 mal
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Titel
96 Schnee von gestern …? (sie erinnert sich)
Vorschautext:
Schnee fällt – und ich soll vergessen,
was damals zwischen uns war -
unter den längst erstarrten Ästen der Weide,
darunter wir '42 saßen als Liebespaar;
derweil klingt dein hoffnungsfrohes
Lachen getreulich unter den Zweigen fort,
und ich möchte unsere längst
verklungenen Worte ausgraben
und sehne mich nach jenem Ort,
wo du ein halbes Jahr später gefallen bist -
obwohl ich nicht einmal weiß, wo genau
das gewesen und ein neuer Winter mir sagen
...
95 Wintereinbruch
Vorschautext:
WINTEREINBRUCH

Der Fluss hält sich bedeckt und seinen Atem an.
Vom Himmel stiebt der erste leise Schnee.
Der Wind vertreibt das letzte Blatt vom
Baum; das tut ihm weh. Der Herbst ist
auf der Flucht vorm Weihnachtsmann.

Die Vogelvagabunden sind schon lange auf der Walz:
einige leicht beringt, die anderen gänzlich ohne Pässe.
Natur und Stein verströmen bitterkalte Nässe.
Die Gans verkommt zum Braten und zu Gänseschmalz.
...
94 Advent - bald
Vorschautext:
Advent – bald
… und die Herzen schlagen höher
und Kinderaugen strahlen mit den
Lichterketten um die Wette.
Der erste Blick am Morgen fällt
auf den Kalender überm Bette.
Was mag wohl heute hinterm Türchen sein?
Ein Weihnachtsmann aus Marzipan,
ein Schokoladenlichtlein?

Die Mutter sagt: Jetzt wird erst mal gefrühstückt
und zündet schon zwei Kerzen am Adventskranz an,
...
93 Herbst-Bilderbuch
Vorschautext:
Herbst-Bilderbuch

Das Jahr dreht seine letzten kühlen Runden,
im Wald erblasst die Eiche und die Linde kahlt,
die Hummel ist im falben Moos verschwunden.
Der Herbst hat uns ein neues Bilderbuch gemalt.

Wir blättern nach und nach die Seiten auf,
aus dunklem Nadelwerk lockt noch einmal der Fink,
ich hör' den Zaunkönig, der lauthals noch im Busche singt
und manchmal nimmt sogar die Sonne ihren Lauf.

...
92 Novemberblues
Vorschautext:
Novemberblues

Novemberblues:
die Stadt versinkt im dichten Nebel,
am Boden kniet die Luft und sehnt sich
nach ein bisschen Sonne.
Das Herbstlaub modert in der Regentonne,
indes diverse Schwaden um die Türme wabern.

Selbst wenn der Smog sich lichtet,
bleibt es grau in grau;
man wünscht sich weiter südlich:
...
91 Der letzte Walzer - im Herbst
Vorschautext:
Der letzte Walzer – im Herbst

Gestern: der erste wirklich kalte Tag,
schon arbeitet der Herbst den Winter ein -
ein kleiner Vorgeschmack auf härt're Zeiten.
Den grauen Himmel deckten graue Wolken zu,
und in der Altstadt ist die Sommerträgheit
gänzlich eingeschlafen.

Der nasse Boden macht viel neue Stiefel nass,
die meisten haben 's eilig, finden keinen Spaß
mehr am Flanieren.
...
90 Herbstschmerz
Vorschautext:
Herbstschmerz

In allem zeigt sich müde der Zerfall,
indes: die Bäume trifft es, wie 's mein Aug'
mir glauben macht, am härtesten,
und deshalb lieb ich sie am zärtesten
von allen Pflanzen dieser Welt.

Die Blätter fallen – widerstrebend -
mehr und mehr, und einsam und
verlassen stehen manche Bäume.
Ich seh' mit Unbehagen ihre
...
89 Schlaflied
Vorschautext:
Schlaflied

Was macht die Fledermaus am Tag,
wenn sie nicht fliegt und frisst?
Sie schläft, mein liebes Kind, sie schläft,
weil sie sehr müde ist.

Und warum schläft die Eule nicht,
wenn draußen dunkle Nacht?
Weil sie ein Räuber ist, mein Kind,
der nächtens Beute macht.

...
88 Die alten Linden am Hafen
Vorschautext:
Die alten Linden am Hafen

Verwandlungskünstler
seid ihr alten Linden dort am Hafen,
berühmter und berüchtigter als
manches scharfe Luder scheint's.
Ach, gestern noch gewandet wunderbar
im Rock des rotmundigen Weins
und heut' schon lichter
und von ferne gelb wie Quitten

jedes Blatt im steten Wandel,
...
87 Ballade von der dunklen Chaussee
Vorschautext:
...sich gegenseitig nach Hause bringen:
ein Anfang mit Ende!

Wir hatten Steno, Abendunterricht.
Als wir den Klassenraum verließen,
war 's draußen fast noch sommerhell.

Wir brachten uns mal wieder gegenseitig heim,
nach ein, zwei Stunde lag die Stadt
bereits im Abendlichterschein,
wir brauchten lange, lange. Und als ich endlich
meinen Heimweg antrat ganz allein,
...
86 Herbstgedanken
Vorschautext:
November – und ich häng' den Deko-Mond ins Fenster,
pflücke vom Schirm das welke braune Blatt,
das meinen Sommertraum gespeichert hat:
vermodert und zerfallen.

Der Herbst tigert mit kalten Krallen
durch das Nebelland, die Erde zeigt
sich müd' und nass
Ich suche, doch ich weiß nicht, was

beziehungsweise wen, der Regen
strömt vom grauen Himmel.
...
85 Spaziergang am Abend
Vorschautext:
Die alten Linden sind inzwischen alle kahl
und spiegeln sich naturgetreu im Hafenbecken,
als wollten sie zu neuem Leben sich erwecken
und aus der 'Haithabu' dringt schwach ein Lichterstrahl.

Kutter 'Johanne' trägt in ihrer hohen Takelage
schon strahlend weihnachtliche Lichterketten;
ein Mops rast auf mich zu, als wolle er mich retten
vor 'Jack the Ripper', Mord und Spionage.

Am Koberg dreht ein Riesenrad vielfache Kreise
und wechselt seine Farben kess wie ein Chameläon.
...
84 O wundervolles Travemünde
Vorschautext:
O wundervolles Travemünde,
wärst du nicht teuer wie die Sünde,
würd' ich im zwölften Stockwerk residieren
und stundenlang durchs Fenster auf die Ostsee plieren.

War schon als kleines Kind auf deinen Spuren,
dort könne man ganz ausgezeichnet kuren,
hat mir die Mutter vorgeschwärmt,
die nach dem Kriege ziemlich abgehärmt.

Dann gab es auch noch extra einen Strand -
nur für den kleinen und den großen Hund,
...
83 Einen Schneeball abkriegen ...
Vorschautext:
Eiszapfen, kalter Tropf, und raue Eisblume:
Der Winter ging ohne euch ins Neue Jahr,
hat sich bislang mit keinem großen Ruhme
bekleckert; kalt blieb bislang nur der Samowar.

Winter, warst bisher von keinem Segen
für Schlittenfahrer und Schlittschuhläufer;
Skier warten vergeblich auf Käufer,
hüten die Läden und draußen fällt Regen.

Kai möchte gerne Schlittschuh laufen,
Christine einen Schneemann baun,
...
82 Petersburger Schlittenfahrt - 'Schön ist 's im Winter'
Vorschautext:
Jetzt gibt er sich die Ehre
Jetzt malt er Raureif auf die Dächer
Jetzt zaubert er aus Trittoirs spiegelglattes Parkett
Jetzt wird die Luft kalt
Jetzt gefriert dein Atem
Jetzt trägst du endlich deine warme Jacke
Jetzt sind alle Bäume kahl
Jetzt friert das Wasser und die Nasen tropfen
Jetzt schüttelt Frau Holle die Betten aus
Jetzt fällt eine Schneeflocke auf ihren Rücken
Jetzt kommt sie nimmermehr auf die Beine
Jetzt küss ich dir das Eis von den Wimpern
...
81 Jubel
Vorschautext:
Wer hat dich geschickt,
Aphrodite, zu wandeln über
unsere Wiesen zum Wasser?

Nun tanze ich barfuß am Ufer
des Flusses, küsse vor Freude
das von Sonne und
Regen verwitterte Holz:
Gatter und Zäune.

Wo Aphrodite gewandelt,
sind auferstanden die aus
...
80 Seifenblase
Vorschautext:
Sonniger Sonntag
Sibylle sorgenfrei
Swingt singt seufzt
Selig sanfter Schnee
Spielt Schneeweißchen
Samtpfote still spaziert
Stimmungsvoll schneewärts
Sibylle sucht Spuren
Staunt: so schöne
Schneelandschaft
Schmückt Stadtpark
Straßen Seen - stumm
...
79 Vogelscheuchen
Vorschautext:
Der Wald ist eine wunderbare grüne Seele, und an den Bäumen hängen seine Blätter hoffnungsfroh wie schöne Gedanken.

Und unser Himmel!, dieser riesengroße Schlaf, darin die Vögel Träume sind mit dunklen Schatten, die vorüberfliehn, noch ehe wir erwachen.

Träum' ich von Afrika, dann seh' ich einen weitverzweigten Mammutbaum, darin auf bunten Ästen großäugige Kinder harren, die sehr hungrig sind
und trotzdem manchmal lachen.

Blaue Briefe sind Ozeane, ihre Marken sind leuchtende Fische.

Und unsere Städte erst: kultivierte Felder - die Menschen darin: allerliebste Vogelscheuchen!

Jeder Morgen ist ein großes Wunder: Begrüß ihn anständig und mit Andacht!
...
78 Adoptiert
Vorschautext:
„Nur“ adoptiert!
Du hast es soeben erfahren,
hast schon immer sowas geahnt,
ein vages Gefühl im Herzen
hat dir zu schaffen gemacht.

Eine frühe Erinnerung aus fernen Jahren,
die verschwommenen Züge eines Gesichts
manifestieren sich aufgrund dieser
niederschmetternden Auskunft.

„Hast du uns trotzdem noch lieb?“, fragen
...
77 Amen
Vorschautext:
Der Mond stellt sein Silber
ins Dunkel,

der Wind kämmt das Laub
der Linde und zerstäubt
den Duft ihrer Blüten.

Ein Schwan spricht
das Wasser heilig -
ehe es Nacht wird.
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